Materialpreise in der Baubranche – Preiserhöhungen um bis zu 50 Prozent möglich
Die Corona-Pandemie hat den Markt für Baumaterialien aufgerüttelt und sorgt auch auf deutschen Baustellen für Probleme. Die Preise für Materialien sind zum Teil dramatisch gestiegen, wie die deutsche Bauwirtschaft feststellt. Der Bundesverband Farbe und Bautenschutz sieht eine „noch nie dagewesene Welle von Preissteigerungen bei Rohstoffen und Materialien für Ausbauarbeiten“. Er warnt vor einem „Preisschock“ für Bauherren. Und auch für Unternehmen könnte es zu Problemen kommen.
Seit dem vierten Quartal 2020 gebe es eine „sehr dynamische“ Preisentwicklung für verschiedene Materialien, sagt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. „Teilweise gibt es schon heute Versorgungsprobleme.“ Holz habe sich seit September um 15 bis 20 Prozent verteuert, Mineralölprodukte um 15 Prozent und Betonstahl sogar um 30 Prozent, sagte er. Der Bundesverband Farbe meldet sogar Preissteigerungen von rund 50 Prozent – bei Wärmedämmung, teilweise auch bei Trockenbauprofilen.
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Unterbrechungen und Stopps im Bau sind möglich
Pakleppa glaubt, dass die Ursache für die Probleme die Drosselung der Produktion während der ersten Phase der Pandemie war. Als die chinesische Wirtschaft wieder ansprang, wuchs die Nachfrage schneller als die Kapazität. Auch der Wintereinbruch in den USA wirkte sich negativ aus.
Auch die Nürnberger Bauinnung klagt über Lieferengpässe und sogar Lieferstopps. Oft können „keine Dämmstoffe, Holz und PVC-Rohre mehr bestellt werden“, sagt Geschäftsführer Klaus Haller. Baustopps und Unterbrechungen sind nicht mehr auszuschließen.
Lokale Produktion als Gegenmaßnahme
Auch der Verband für Dämmsysteme, Putz und Mörtel (VDPM) ist sich der steigenden Preise und Lieferprobleme bewusst. Ganz so dramatisch sei die Situation aber nicht, sagt Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Riechers. „Es kommt deswegen nicht alles zum Erliegen.“ Allerdings rechnet auch er nicht mit einer schnellen Entspannung der Lage. „Die Rohstoffpreise sind exorbitant gestiegen, was dazu führt, dass die Hersteller nur die absolut notwendigen Mengen an Rohstoffen einkaufen können“, sagt Riechers. „Dadurch geht die Flexibilität in der Produktion verloren, und es gibt keine Lagerhaltung.“ Unvorhergesehene Fälle könnten dann nicht bedient werden.
Eine mögliche Gegenmaßnahme sehen sowohl der VDPM als auch die Bauwirtschaft in der lokalen Produktion von Baustoffen. „Wir können nicht auf importierte Baustoffe angewiesen sein, wenn wir im eigenen Land große Mengen an mineralischen Baustoffen haben“, sagt Pakleppa und fordert, dass auch in Deutschland mehr Kies, Sand und Gips abgebaut werden sollten. Bei Baustoffen, die stark regional produziert werden, gebe es keine großen Schwankungen, sagt er.